Institut für
Kunstdokumentation und
Szenografie
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UK WOMEN

Britische Fotografie zwischen Sozialkritik und Identität

28 fotografische Positionen aus dem Vereinigten Königreich

 

Ludwiggalerie Schloss Oberhausen

26.05. - 15.09.2024

Eröffnung am 25.05.2024

 

Die Ausstellung UK WOMEN rückt erstmals fotografische Positionen von 28 Fotografinnen aus dem Vereinigten Königreich in den Fokus und zeigt auf, wie sich das Medium der Fotografie seit den 1970er Jahren entwickelt hat. Mit starken Themen wie Sozialkritik, Migration, Genderidentität, Community, Rollenklischée und Diversität setzen sich Britische Fotografinnen seit den 1970er Jahren für die Gleichberechtigung, aber auch für eine eigene künstlerische Sprache ein. Sie hinterfragen britischen Traditionen und überholte Rollenklischées. Mit Humor und Selbstironie zeichnen sie gleichzeitig ein eindringliches und sensibles Bild einer Gesellschaft im Umbruch. Dabei stellen sie sich immer wieder selbst in den Mittelpunkt der eigenen künstlerischen Praxis und formulieren selbstbewusst ihren Anspruch auf Gleichstellung.

 

So unterschiedlich die hier vorgestellten Positionen auch sein mögen, sie vereint ihr unbändiger

Wille nach künstlerischer, sozialer und gesellschaftlicher Autonomie. Dabei nutzen sie gekonnt unterschiedliche Strategien und Konzepte von der Dokumentarfotografie über die künstlerische Fotografie bis hin zur angewandten Fotografie.

 

 

Morgaine, 2012 © Arpita Shah

 

Teilnehmende Fotografinnen

 

Francesca Allen, Meredith Andrews, Laura Blight, Audrey Blue, Rachel Louise Brown, Tessa Bunney, Elaine Constantine, Eliza Hatch, Anna Fox, Sirkka-Liisa Konttinen, Markéta Luskačová, Kirsty Mackay, Zoe Natale Mannella, Sarah Maple, Fran May, Alison McCauley, Sandra Mickiewicz, Margaret Mitchell, Sejin Moon, Trish Morissey, Tish Murtha, Freya Najade, Yan Wang Preston, Sophy Rickett, Michelle Sank, Arpita Shah, Hazel Simcox und Alys Tomlinson.

 

Whitley Bay, 1978 © Markéta Luskačová

 

Bereits in den 1970er Jahren gab es mit Markéta Luskačová und Sirkka-Liisa Konttinen zwei starke Fotografinnen, die sich mit dokumentarischen Konzepten ihrem sozialen Umfeld näherten. Dabei spielte vor allem die Zugehörigkeit zu einer sozialen Gemeinschaft eine große Rolle. Luskačová fotografierte in ihrer Heimatstadt am Strand von Whitley Bay, wo sie ihren kleinen Sohn in die Obhut von Freunden geben konnte, während sie mit der Kamera am Strand auf Motivsuche ging. Konttinen, die 1968 aus Finnland emigrierte, beschrieb ihre vom Abriss bedrohte Wohnsiedlung in Byker. Dorthin kehrte sie

2003 erneut zurück, um ihr intimes Porträt der Bewohner - diesmal in Farbe - zu wiederholen.

 

Nancy-Jade from Democratic Republic of Congo, Byker Revisited, 2005 © Sirkka-Liisa Konttinen

 

Anna Fox beschritt in den 1980er-Jahren künstlerisch einen ähnlichen Weg wie ihre männlichen Kollegen Martin Parr und Paul Reas, indem Sie mit hartem Blitz die von der Thatcher Era profitierenden Yuppies und Banker in ihrer Serie „workstations“ charakterisierte. Sie war eine der ganz wenigen Frauen, die sich auf Augenhöhe mit ihren berühmten Kollegen befand und sich von der traditionellen Dokumentarfotografie - wie sie von Tish Murtha und Fran May betrieben wurde - löste. Auch Margaret Mitchell nahm sich Anfang der 1990er Jahre den starken sozialen und drängenden Themen wie soziale Ungleichheit und Community an, fand allerdings einen zeitgenössischeren Zugang zum Medium der Fotografie.

 

Heathrow Aiport. Journalist, prior to the arrival of Madonna, 1987 © Anna Fox

 

Mit Beginn der 2000er-Jahren fand in der Fotografie eine selbstbewusstere Hinwendung zur Fotografie als künstlerisches Medium statt, ohne dabei auf die sozialen Fragen rund um Identität, (Gender-) Zugehörigkeit und Ungleichheit zu verzichten. Insbesondere Fotografinnen wie Sandra Mickiewicz, Arpita Shah und Yan Wang Preston thematisieren in ihren Serien das Gefühl der sozialen wie gesellschaftlichen Ausgrenzung - auch aufgrund ihrer Herkunft.

Ein weiterer wichtiger Aspekt in der Arbeit der Fotografinnen ist die Frage nach (Gender) -Identität und Klassenzugehörigkeit. Ganz gleich, ob es die Jugendlichen bei Michelle Sank, die Selbstporträts von Trish Morrissey, die Mädchengruppe bei Kirsty Mackay - die sich mit der farblichen Kodierung der Genderzugehörigkeit durch die Werbeindustrie auseinandersetzt - oder das junge Mädchen bei

„I want to be like you“ von Rachel Louise Brown, das sich in die Welt der sozial Abgesicherten hinein assoziiert. Sie alle vereint der künstlerische und sensible Transfer von signifikanten Themen unserer Zeit in beeindruckende fotografische Serien.

 

My Favourite Colour Was Yellow, 2016 © Kirsty Mackay

 

Im Gegensatz dazu nutzen Francesca Allen und Elaine Constantine die Ästhetik von Magazinen wie „The Face“, um das Lebensgefühl einer heranwachsenden Generation zum Ausdruck zu bringen oder ein intimes Porträt der eigenen Schwester „Alida“ zu skizzieren.

 

Einem vermeintlich „weiblichen“ Thema nähern sich Eliza Hatch, die in ihrer Serie „Cheer Up Luv“ den Opfern von Belästigungen im Alltag eine Stimme gibt oder die auf den Bermudas lebende Fotografin Meredith Andrews mit ihrer Serie „Single Parents“. In dieser Serie porträtiert Andrews alleinerziehende Mütter - aber auch Väter - und macht somit auf ein weiteres wichtiges Thema aufmerksam. Gleichzeitig thematisiert sie damit die überholt wirkenden kolonialen Expansionsfantasien des Britischen Empires.

 

Girls on Bikes, 1997 © Elaine Constantine

 

Der britischen Tradition der Fasanenjagt widmet Tessa Bunney die Serie „Moor and Dale“ in der sie durch Verwendung des Blitzlichts eine künstlerische Überhöhung erreicht und zeitgleich Kritik an der traditionsreichen Jagd – bis heute eine Männerdomäne – äußert.

Hazel Simcox hingegen reflektiert das Genre der Landschaftsfotografie und stellt den beeindruckenden Naturaufnahmen Textfragmente gegenüber. Im Gegensatz dazu stehen die eindringlichen Porträt- und Landschaftsaufnahmen von Freya Najade, die in den Londoner Hackney Marshes den sozialen Aspekten von „Community“ und „Natur und Freizeit“ nachgeht.

Yan Wang Preston hingegen nutzt die Landschaft, um ihr Interesse an der Beziehung zwischen Identität und Landschaft zu ergründen und zeigt chinesische Studierende am Strand. Auch Sejin Moon nutzt in ihrer Auseinandersetzung von Selbstporträt und Natur dieses Genre, um ihre persönliche Zerrissenheit aufzuzeigen.

 

Hackney Marshes, 2022 © Freya Najade

 

Sophy Rickett provoziert mit ihren „Pissing Women“, die sich humorvoll und provokant mit Geschlechteridentität sowie Männer- und Rollenklischees auseinandersetzt. Zoe Natale Mannella beleuchtet hingegen ihre eigene sexuelle Identität und Freizügigkeit gemeinsam mit ihren Freunden am Strand. Alys Tomlinson hingegen fand in ihrer Serie „Lost Summer“ eine eindrucksvoll künstlerische Übersetzung der Folgen der Covid-19 Pandemie auf die junge Generation von Schulabgänger*innen.

 

Ruthann, from the series ‘Lost Summer’ (2020) © Alys Tomlinson

 

Bis heute gibt es ein Ungleichgewicht in der Betrachtung und Bewertung von Künstlerinnen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen. Insbesondere in der neuen Generation von studierten Künstlerinnen wie Sarah Maple, die sich als Aktivistin und Feministin versteht, wächst eine starke und selbstbewusste Generation heran.

Die Ausstellung UK WOMEN stellt dies eindrucksvoll unter Beweis und präsentiert 28 künstlerische Positionen mit rund 220 Werken von Fotografinnen aus drei Generationen.

 

Self Portrait with Pocket Square © Sarah Maple

 

 

Kuratiert von Ralph Goertz.

 

Die Ausstellung UK WOMEN wird von Ralph Goertz kuratiert, der bereits Ausstellungen wie die „Martin Parr Retrospective“, „Two Rivers. Alec Soth / Joachim Brohm“, „Joel Meyerowitz Retrospective“, „Peter Lindbergh / Garry Winogrand: Women“ im NRW-Forum Düsseldorf, „Axel Hütte. Night and Day“ im Museum Kunstpalast, „Subjekt und Objekt. Foto Rhein Ruhr“ in der Kunsthalle Düsseldorf und "Bild und Raum. Candida Höfer im Dialog mit der Sammlung Fotografie der Kunstbibliothek" im Museum für Fotografie Berlin realisierte.

 

Partnerinstitutionen / Stationen

 

26.05. - 15.09.2024 / Ludwiggalerie Schloss Oberhausen

 

Technische Details

 

- Sammlung von 220 Fotografien

- Vintage und Modern Archival Prints (signed)

- Größen zwischen 20x25cm bis 60x70cm, einige in 80x100cm und wenige bis 90 x 120cm

- Alle Werke sind individuell gerahmt (einige Prints zur direkten Befestigung an der Wand)

 

Transport von und nach Düsseldorf.

 

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